Glossar (Auswahl) zu nachhaltiger Entwicklung

B                                             
Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)

Bildung für nachhaltige Entwicklung verfolgt über tradierte Umweltbildung hinausreichend das Ziel, im globalen Kontext von Ökonomie, Ökologie, Sozialem und Kulturellem grundlegende Gestaltungskompetenzen des Einzelnen zu entwickeln. Gestaltungskompetenzen entäußern sich in der Fähigkeiten des Einzelnen, Wissen über nachhaltige Entwicklung anwenden sowie Probleme nicht nachhaltiger Entwicklung erkennen zu können.

Zur weiteren Durchsetzung einer entsprechenden Bildung, die heute auf  die Anforderungen von Morgen vorbereitet, haben die Vereinten Nationen die UN-Weltdekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung 2005—2014“ ausgerufen.

BNE siehe „Bildung für nachhaltige Entwicklung“
C  
Cradle to Cradle

Die vorherrschende Wirtschafts- und Lebensweise führt einerseits zu einer scheinbaren Erhöhung von Lebensqualität, andererseits ist sie so grundlegend auf Verzehr und Extension [sowohl Rohstoffe als auch Senken] ausgerichtet, dass ihr Scheitern sich bereits heute manifestiert [Ressourcenverknappung, Umweltveränderung, Klimawandel] Michael Braungart und William McDonough entwickelten vor diesem Hintergrund das Konzept Cradle to Cradle („Cradle to Cradle, Remaking the Way We Make Things“)
Rohmaterial (Cradle) soll nach diesem Prinzip so genutzt werden, dass es in einem ständigen [möglichst geschlossenen] Stoffkreislauf immer wieder neu genutzt wird: Es soll der „übliche“ verschleißende Weg vom Rohmaterial (cradle) zur Deponie (grave) durchbrochen und Nachnutzungsmöglichkeiten für Stoffe sowie Ab- und Nebenprodukte umgesetzt werden, wie sie in der Natur [evolutionär bestätigt] vorherrschen: Natur kennt de facto keine Abfälle sondern Abprodukte, die recycelt und für weitere Prozesse genutzt werden, ohne dass daraus für die Umwelt negative Auswirkungen resultieren würden.

Corporate Social Responsibility (CSR) kurz übersetzt als „Unternehmensverantwortung“
Kleiner Spaßmacher zum Thema: hier...
D  
Design Thinking

Methode aus den USA, die Studenten und Forscher auf andere Gedanken bringen soll. Der Design Thinking Prozess ist ein Menschen-zentrierter Satz aus Methoden und Werkzeugen, der Ansätze aus den Bereichen Design und Ethnographie mit Kenntnissen über Technologien und Wirtschaft kombiniert. Es sollen über diesen iterativen Prozess Erfahrungen in unterschiedlichen Formen geschaffen werden, wie z.B. Produkte, Dienstleistungen, Prozesse, Veranstaltungen und sogar Regelwerke.

Design Thinking beschäftigt sich nicht nur mit dem Aussehen, sondern auch mit Funktion und Wirkung von Dingen und Prozessen.

F  
Future Earth Future Earth ist ein weltweites Programm mit dem Ziel der Koordination und Integration sozial- und naturwissenschaftlicher gesellschaftsrelevanter Forschungsthemen im Rahmen der Global Change Forschung. Die Neuausrichtung der Global Change Forschung soll einen intensivierten Austausch mit der Zivilgesellschaft ermöglichen. Eine Schlüsselrolle spielen dabei das sogenannte "Co-Design", d.h. die gemeinsame Festlegung von Forschungsthemen und Fragen mit der Zivilgesellschaft, als auch die "Co-Production", d.h. Forschungsprozesse, in die betroffene Akteure intensiv eingebunden sind.
G  
Gentechnik

Es werden folgende Arten der Gentechnik unterschieden:
- rote Gentechnik (Medizin)

- weiße Gentechnik (Arzneimittelproduktion)

- graue Gentechnik (umweltrelevante Verfahren)

- blaue Gentechnik (Meeresbiologie / Fischzucht)

- grüne Gentechnik (Agro-Gentechnik)

M  
MOOC MOOC steht für Massive Open Online Courses. „Massive“ meint mehrere Hundert oder mehrere Tausend Teilnehmer. „Open“ weist auf den offenen Zugang hin, der nicht an Vorbedingungen, Zugehörigkeit zu einer Hochschule oder einen Teilnahmebeitrag geknüpft ist. Solche Kurse finden im World Wide Web statt und haben 2012 in den USA einen regelrechten Boom erlebt. Inzwischen hat sich die MOOC-Welt in die (ursprünglichen) cMOOCs und die (jetzt vorherrschenden) xMOOCs aufgeteilt. Das „c“ steht dabei für „connectivism“ und betont die Netzwerkstruktur des Kurses: Alle Teilnehmende sind aufgerufen, über Blogs, Twitter, Podcasts oder Videos eigene Beiträge ins Netz zu stellen und andere zu diskutieren. In xMOOCs stellen Dozenten Video-Inputs online, meist aufgeteilt in Schnipsel von wenigen Minuten. Zur Lernkontrolle werden immer wieder Multiple-Choice-Tests zwischen die Videos geschaltet. Ergänzend gibt es bisweilen komplexere „Hausaufgaben“ und Diskussionsforen. xMOOCs entsprechen in der Hochschul-Welt also eher den Vorlesungen, cMOOCs den Seminaren.
N  
Natur-Defizit-Störung Der US-Schriftsteller Richard Louv war wohl der erste, der einen Namen für das fand, woran die moderne Gesellschaft krankt: An einer ‚Natur-Defizit-Störung‘. Besonders die junge Generation sei davon betroffen wie keine andere vor ihr. In seinem Buch „Das letzte Kind im Wald“ berichtet Louv von seinen Forschungen: Millionen von Kindern haben heute keinen Zugang mehr zur Natur und „spielen lieber dort wo Steckdosen sind“.
(Quelle: https://www.sein.de/pflanzen-kommunizieren-mit-uns-warum-wir-die-natur-brauchen/)
Nocebo-Effekt Der Nocebo-Effekt (von lat. nocere = schaden, nocebo = ich werde schaden) ist – analog zum Placebo-Effekt (lat. placebo = ich werde gefallen) – die Bezeichnung einer Reaktion auf ein medizinisches Präparat ohne spezielle Wirkung bzw. auf die gerüchtweise die Gesundheit oder das Wohlbefinden nachhaltig beeinträchtigende Realisierung einer umweltverändernden Maßnahme. Im Gegensatz zur positiven Wirkung beim Placebo-Effekt erfolgt beim Nocebo-Effekt eine negative Reaktion.
S  
Systemdenken

Fähigkeit, Abhängigkeiten, Interdependenzen und ganzheitliche Strukturen zu erkennen. Systemisches Denken ist damit ein integrierendes Denken, welches von verschiedenen Zusammenhängen ausgeht und möglichst viele

Einflussfaktoren berücksichtigt. Vor allem wird die Ursache–Wirkungs–Kette untersucht. Dieses ganzheitliche Denken macht mehrere Denkprozesse notwendig:

Erkennen von Strukturen und Zusammenhängen, Denken in Möglichkeiten, Prozessdenken („was passiert, wenn“), Denken in Szenarien („was wird aus uns in zehn Jahren“) sowie vernetztes Denken (Zusammenhänge von alternativen Entscheidungen und deren Konsequenzen)
Vgl. hierzu: Senge, Peter (Lernende Organisationen, fünf Disziplinen lernender Organisationen)

V  
  Vulnerabilität

(lat. vulnus „Wunde“ bzw. vulnerare „verwunden“), der Begriff hat die Bedeutung von „Verwundbarkeit“ oder „Verletzbarkeit“. Er findet in verschiedenen wissenschaftlichen Fachrichtungen Verwendung; auch im Bereich der Nachhaltigkeits- und Klimaforschung. Gemäß der Definition des Weltklimarats (Intergovernmental Panel on Climate Change, IPCC) ist Vulnerabilität das Maß, zu dem ein System gegenüber nachteiligen Auswirkungen der Klimaänderung anfällig ist und nicht damit umgehen kann. Dabei wird die Vulnerabilität bzw. Verwundbarkeit als eine Funktion von Exposition (Exposure), Sensitivität (Sensitivity) und Anpassungsfähigkeit (Adaptive Capacity) verstanden: 

  • Exposition umfasst die Art und Intensität der Klimaänderungen wie Temperatur- oder Niederschlagsänderungen
  • Sensitivität beschreibt das Ausmaß, zu welchem ein System oder Akteur durch die Klimaänderungen beeinflusst wird bzw. darauf reagiert
  • Anpassungsfähigkeit umfasst die Fähigkeiten, Ressourcen oder institutionellen Kapazitäten von Systemen, Organisationen oder (einzelnen) Akteuren sich an sich verändernde Klimabedingungen und deren mögliche Folgen anzupassen und damit die Vulnerabilität zu reduzieren

Verweis: [KomPass - Risiken und Verwundbarkeit]

W Wesentlichkeitsanalyse: Die CSRD bestimmt den Prozess, die ESRS bestimmen die Inhalte der Nachhaltigkeitsberichterstattung. Das Instrument der doppelten Wesentlichkeit ist dabei die wichtigste Grundlage, wenn es um die Identifikation relevanter Nachhaltigkeitsthemen für Unternehmen geht. Offen gelegt werden durch die Wesentlichkeitsanalyse also das Zusammenspiel und die Abhängigkeiten der unterschiedlichen Prozessschritte.