Unser Wissen ist ein unsicherer Besitz – Forschung und allgemeine Entwicklungsprozesse verändern es ständig. Wissen bildet eine wesentliche Grundlage zur Sicherung von Prozessen nachhaltiger Entwicklung.
Die ökonomischen, ökologischen und damit einhergehenden weltanschaulich-kulturbezogenen Krisen der jüngeren Vergangenheit stellen das, was als „gesichertes Wissen“ galt, deutlich in Frage.
Für die Fortschreibung der Option „nachhaltige Entwicklung oder Kollaps“ ist Wissen als Konstrukt aus Daten und Informationen nicht nur schlicht an menschliches Bewusstsein gebunden sondern gleichfalls an ein hohes Maß von Urteilskraft verantwortlich handelnder Akteure und deren Berater.
Zugleich ist für solches [auf Nachhaltigkeit] gerichtetes Handeln die Anerkenntnis von Beständigkeit und Wandel notwendig: Prozesse mit Option zur Veränderung vollziehen sich nicht losgelöst von einem hohen Maß an Beharrlichkeit und Trägheit: Im Denken, im Handeln, in Politik und Verwaltung... Wissen verlangt hinsichtlich nachhaltiger Entwicklung eine Differenzierung von nicht relevantem- und Entscheidungswissen sowie eine taktisch kluge Wahl des „richtigen Zeitpunktes“ [Zeitfenster] für die Umsetzung konkreter, operationalisierter Handlungen.
Spätestens mit Eintritt in das dritte Jahrtausend wurde formal und inhaltlich der Zeitpunkt zum global-notwendigen Handeln erreicht: Wir wissen heute genügend über Trägheit, Beharrlichkeit, Dauer und Veränderungsdynamik von Prozessen und Strukturen. Wir wissen um die Endlichkeit von Ressourcen und die Fehlbarkeiten möglicher Gesellschaftsentwürfe.
Auch wenn uns dafür eine Sprache zu fehlen scheint, in der sich alles Wissen gleichermaßen ausdrücken ließe - und diese eine Möglichkeit der Zusammenschau böte. Doch kann die gegenwärtige Generation die Unterlassung von nachhaltigkeitspolitischen Weichenstellungen und Maßnahmen nicht mit dem Hinweis rechtfertigen, man wisse "noch zu wenig".
Wissen verlangt eine Bildung, an der Jede und Jeder ohne Einschränkung teilhaben kann. Und: Bildung ist Rohstoff, der nicht mit dem Preisgefühl der Gegenwart bewertet werden kann. Bildung ist
weitaus höherwertigere Zukunfts-Ingredienz, als vielfach angenommen.
Bildung wird durch künstliche Intelligenz (KI) nicht "abgelöst", sondern ungleich wertvoller: Moralisch wertvolles Handeln ist stets an jeden einzelnen Menschen gebunden. Und dafür bedarf es
eines guten Standes an Natürlichkeit durch Empfindungen, Wahrnehmungen und Erfahrungen.
„Wenn Du glaubst, Bildung sei teuer, dann probier aus, was Dummheit kostet.“
(Prof. Derek Bok, Harvard).